Reisebericht Float Trip in Schwedisch Lappland im Juli 2024
Holger Herold hat auch in 2024 wieder eine Gruppe in sein geliebtes Lappland gebucht. Nachfolgend schildert er die Erlebnisse der Tour aus seiner Sicht. Viel Spaß beim Lesen / Anschauen, und Interessenten für die Neuauflage in 2025 melden sich bitte so schnell wie möglich.
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Unser Floating Abenteuer 2024 war mit fünf Teilnehmern rasch voll ausgebucht. Weit im Vorfeld wurde also alles reserviert, die Ausrüstung komplettiert und abgestimmt etc. Soweit, so gut. Aufgrund der schwierigen Flugzeiten wurde zunächst eine Zwischenübernachtung in Stockholm eingeplant, die Flüge dann schließlich gebucht.
Im Februar kam dann aus heiterem Himmel ein Anruf von Carsten: Es sind alle Flüge nach Kiruna gestrichen, der Flughafen wird mitten in der Saison vom 15.-29. Juli saniert. Sch*****…also, umplanen.
Plan B war der Nachtzug von Stockholm in den Norden. Auf den zweiten Blick auch nicht schlecht, denn da sieht man wenigsten etwas vom Land und nachhaltiger ist das Reisen so auch noch.
Die Zeit rückte näher und dann war es endlich so weit, ich traf mich mit Matthias in Frankfurt am Flughafen. Wir waren schon am Gate zum Boarding, da kam ein Anruf aus München von Helmut: Hier ist die Hölle los, ich habe mein Flug verpasst. Jeder hat sofort sich eingeklinkt und versucht einen neuen Flug für Helmut zu finden. Aber an diesem Tag ging nichts mehr. Also musste er am nächsten Tag solo nachkommen. Für uns hieß das aber ebenfalls Umplanen, denn durch die ungewollt verlängerte Wartezeit in Stockholm war eine Umbuchung auf einen späteren Zug notwendig. Aus Berlin kam immerhin zwischenzeitlich und erstaunlicherweise ganz ohne Komplikationen noch Karl dazu.
Leon und Jürgen, unsere zwei „Geheimwaffen“, waren schon Tage zuvor mit dem Auto nach Kiruna aufgebrochen und konnten dabei größere Ausrüstungsgegenstände wie zum Beispiel die Zelte unkompliziert transportieren, wodurch unsere Anreise mit Flugzeug und Zug erheblich erleichtert wurde. Trotz der langen Strecke kamen die Autoreisenden im Gegensatz zum Rest der Truppe rechtzeitig in Kiruna an, so dass meine mahnende Warnung im Vorfeld…. „seid pünktlich, der Heli wartet nicht“ leider schlussendlich mir selbst zum Verhängnis wurde. Logisch, dass ich mir den Spruch im Verlauf unseres Trips des Öfteren unter lautem Lachen anhören musste.
Doch nicht genug der Pleitenserie: Matthias, Karl und ich waren pünktlich am Zug in Stockholm, unser Abteil haben wir auch gleich gefunden. Doch das war schon mit zwei Personen belegt. Wir hatten aber doch ein Abteil komplett gebucht, sonst bekommen wir das ganze Gepäck doch gar nicht unter? Es stellte sich rasch heraus, unser Abteil war doppelt vergeben worden, es wurde also kuschelig eng. Die Abfahrt sollte laut Plan um 18 Uhr sein aber wir standen um 19 Uhr immer noch im Bahnhof in Stockholm. Dann ging es schließlich los, aber sehr gemächlich ohne große Eile. Plötzlich die Durchsage: „Bauarbeiten an den Gleisen.“ Um es kurz zu machen, am Ende mussten wir in Lulea umsteigen und kamen mit 6 Stunden Verspätung in Kiruna an. So viel zum Thema Pünktlichkeit.
Leon und Jürgen sind schlussendlich mit der gesamten Ausrüstung (Zelte, Boote und Küche) schon als Vorhut mit einem ersten Helikopter-Lift ins Fjäll ausgeflogen. Wir sind vom verspäteten Zug direkt zum Einkaufen gefahren und haben die Lebensmittel für eine Woche besorgt. Dann schnell zur Lodge und mit dem zweiten Flug ans Ziel, endlich raus ins Gelände. Helmut bildete mit einem Tag Verspätung die Nachhut.
Das Wetter meinte es nicht so gut mit uns, denn es gab einen Temperatursturz von 25 auf 15 Grad am Tage und auf 5 Grad in der Nacht, umsonst dazu gab es auch noch Regen. Das wirkte sich natürlich auf die Fischerei aus. Aus dem erhofften Trockenfischen ist schlussendlich Nymphen- und Streamerfischen geworden.
Wir hatten eine Flussstrecke von etwa 10km vor uns, die ich in drei Teilstrecken aufgeteilt hatte. Auch die Camps hatte ich örtlich bereits festgelegt. Geplant waren zwei Tage für die ersten zwei Teilstrecken und Camps und am Ende der letzten Driftstrecke dann gemütlichere drei Tage im letzten Camp.
Wie ist es uns weiter ergangen: Das erste Camp lag am Auslauf vom See ganz zu Beginn der Driftstrecke. Die Zweimannzelte (einzeln belegt) waren schnell errichtet und unser geräumiges Küchen- und Gruppenzelt war glücklicherweise schon von Leon und Jürgen aufgebaut worden, so dass unsere Ausrüstung trotz der widrigen Wetterverhältnisse trocken gelagert werden konnte. Als wir verzögert mit dem zweiten Helikopterlift ankamen, konnten die zwei Erstankömmlinge auch schon von sehr guten Fängen berichten, denn einige Bachforellen bis 50cm und ein Saibling konnten mit Streamer überlistet werden. Es kribbelte uns schon mächtig in den Fingern und wir konnten es gar nicht mehr abwarten auch endlich die Fliegenruten zu schwingen. Matthias und ich gingen flussauf Richtung Auslauf vom See. Es dauerte zwar etwas bis wir feststellten, auf welchen Streamer die Fische reagierten aber wir konnten dann auch bald erste Fänge vermelden. Für mich gab es einen Traumfisch – eine Bachforelle von 58cm – damit war das schlechte Wetter erst einmal vergessen. Unser erster Tag neigte sich zum Ende, schnell war noch eine Feuerstelle vorbereitet, denn zum Glück hatten wir zwei Säcke trockenes Brennholz aus der Lodge mitgebracht.
Am nächsten Tag kam Helmut, unser „verlorener“ Teilnehmer, mit dem Heli angeflogen und landete wohlbehalten direkt neben unserem Camp. Jetzt waren wir also vollzählig und somit konnte ich den weiteren Verlauf planen. Unser nächstes Camp war ca. 5 km flussabwärts eingeplant und was uns erwarten würde wussten wir noch nicht. Also höchste Zeit die Boote vorzubereiten und ins Wasser zu lassen. In der Zwischenzeit war auch das Camp abgebaut. Die erste Meinung von Matthias vor unserem Gepäck- und Ausrüstungshaufen: „Alter, das passt niemals alles in die Boote!“ Meine Antwort: „„Es muss“! Und siehe da, wider Erwarten ging es dann auch irgendwie! Die schwer beladenen Boote hatten aber ordentlich Tiefgang und so war es dann wenig verwunderlich, dass wir die flachen Rauschen nicht befahren konnten, wir lagen auf. Also hieß es aussteigen und die Boote vorsichtig schieben. Die Steine im Flussbett waren mit Algen bewachsen und ließen die Prozedur mühsam werden. Entschädigt von der Landschaft und vom unreguliertem Fluss begeistert floateten wir auf diese Art gemächlich in Richtung des nächsten Camps.
Wohlbehalten angekommen im Camp zwei, wurden gleich wieder die Zelte aufgebaut und die Küche eingerichtet. Auch hier gab es viele interessante Spots zum Fischen. Auf unserer Karte war ein See zu erkennen der ca. 2km in den Bergen lag, dort sollten Saiblinge sein. Der war Plan also für unseren nächsten Tag: Auf zum Bergsee! Mit ausreichend Verpflegung machten wir uns auf den Weg. Der Ausgangspunkt lag auf der anderen Flussseite. Also mit den Booten den Fluss queren und von da an ging es bergauf. Auf unseren Weg dahin kam uns eine Sami Familie mit Ihren Quads entgegen und begutachteten uns mit leicht verwunderten Blicken. Endlich am Ziel konnten Leon und Helmut am Einlauf wunderbare Saiblinge überlisten. Zwei Fische wurden für Sashimi mitgenommen und einen besseren Speisefisch haben wir alle noch nicht genoss, unglaublich lecker. Die Zeit verging wie im Flug, und schon war es wieder soweit, dass wir zusammenpacken und ins Camp drei aufbrechen mussten.
Dort angekommen hörte man schon auf Distanz den großen Wasserfall, der Grund warum das Floaten mit unseren kleinen Booten hier ein Ende nehmen musste. Aber fischen konnten wir ausgehend von unserem Lager ober- und vor allem auch unterhalb des Wasserfalls sehr gut, ab jetzt vor allem auch auf Äschen. Sogar das Wetter erbarmte sich zum Ende der Tour hin, die Temperaturen gingen nach oben und die Sonne wurde wieder sichtbar. Das wirkte sich auf unsere Stimmung genauso positiv wie auf die Fischerei aus. So konnten wir endlich viele Äschen auch mit der Trockenfliege überlisten und dabei war auch die ein oder andere 50+ zu vermelden. So kam die Zeit zum Packen und dem Heli-Pickup schneller als uns es lieb war.
Das Fazit dieser Tour: Ein tolles Abenteuer in der letzten Wildnis Mitteleuropas, die Herausforderungen waren zu meistern und viele kleine Höhepunkte stimmen am Ende zufrieden. Übrigens: Kunden der deutschen Bahn müssen sich in Schweden nicht umgewöhnen. Auch dort läuft nichts wie geplant!
Euer Reisebegleiter
Holger